Schon seit seinen ersten künstlerischen Versuchen zieht es Georg Haberler intuitiv zur Arbeit mit Textilien. Während seines Malerei-Studiums in Wien und Hamburg setzt er sich zunehmend mit der Leinwand als Trägermaterial auseinander und schließlich gelingt ihm während der Pandemie ein kreativer Durchbruch: Durch den dynamischen Schaffensprozess mit der Nähmaschine, durch die die Leinwand gleitet und bestickt wird, konnte Haberler die Dominanz des Rationalen ablegen und sich endgültig der Freiheit der eigenen Intuition und Fantasie hingeben. Dieser Prozess hat ihn von der eigenen Erwartungshaltung befreit und ihm ermöglicht, seine künstlerische Sprache zu entfalten.
Mit der Nadel und dem Faden erkundet er die Fläche und verleiht ihr eine völlig neue Struktur. Farbe tritt dabei bewusst in den Hintergrund, und in konsequenter Fortführung färbt er seine Fadenkompositionen erst nachträglich – von der Rückseite der Leinwand. Dieser Ansatz verleiht seinen Werken eine skulpturale und räumliche Qualität und hebt die Vollflächigkeit und Dreidimensionalität seiner Stickkunst besonders hervor.
Seine Werke sind von einer überwältigenden Fülle an Ideen und lebendigen Elementen geprägt, die sich manchmal fast verselbstständigen: Charmante Tiere, Menschen und Pflanzen verschmelzen mit verschiedenen Fahrgeräten, Architektur- und Maschinenformen zu einem faszinierenden, detailreichen Geflecht. Haberlers visuelle Welten wirken wie ein komplexes Wimmelbild, das die Betrachterin oder den Betrachter dazu einlädt, die Geschichten selbst weiterzuspinnen. Die narrative Struktur ist bewusst offen gestaltet; jede Betrachtung erlaubt individuelle Interpretationen und inspiriert dazu, eigene Geschichten zu erschaffen.
„Für mich,“ sagt Haberler, „ist die Betrachterin, der Betrachter die wichtigste Person in meiner Arbeit.“